Gewiss, jeder Fliegenfischer verspürt diese immer wieder kehrende Aufregung, wenn man an einem neuen Gewässer steht. Die Neugier, was für Erlebnisse dieser anbrechende Tag an einem unbekannten Bach, Fluss oder See bringen wird. Das geht natürlich auch mir so.
Absolut unvergleichlich ist für mich jedoch das Gefühl, an einem sehr vertrauten Gewässer mit der Fliegenrute entlang zu wandern und mir zahllose Gedanken durch den Kopf geistern: Der Tag, an dem ich vor Jahren behutsam junge Forellen am Oberlauf in die Freiheit entließ. Meine Wünsche und Sorgen, die jene Kleinfische begleitet haben auf dem Weg in ihren ersten Unterstand – ihre ersten Flossenschläge in noch ungewohntem Umfeld. Würden Sie auch bei Niedrigwasser eine Zuflucht finden und überleben? Werden Sie den Angriffen von Kormoranen und anderen Fischliebhabern oft genug entgehen? Werden Sie genug Nahrung finden, wachsen und sich Ihr Revier suchen?
Unvergleichlich ist an diesen Gewässern für mich deswegen auch die Dankbarkeit, die mich erfüllt, wenn ich sie wiedersehe: Mit sanften Flossenschlägen unter dem überhängenden Busch auf Nahrung wartend. Im Strömungsschatten eines Steines nur auf den zweiten Blick erkennbar. Oder auch erst am Ende meiner Schnur, wenn sie einer meiner Nymphen nicht widerstehen konnten und ich sie aus den Tiefen eines Gumpens ans Tageslicht führe.